Überwachtes Netz – ein Blick zurück

Im Juni 2013 wurde durch erste Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden bekannt, dass das Internet schon lange nicht mehr das ist, wofür wir es gehalten hatten: Nämlich frei. Das Ausmaß der globalen Überwachung durch Geheimdienste wie NSA und GCHQ ist derartig gewaltig, dass manche gar eine neue Zeitrechnung anregen: Vor Snowden und nach Snowden.
Und bis zum heutigen Tag reißt der Strom der Enthüllungen nicht ab.

In Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung hat sich die re:publica 2014 deshalb in einer eigenen Subkonferenz intensiv dem Thema "Überwachtes Netz" gewidmet: Welche Auswirkugnen auf Individuum und Gesellschaft hat die enthüllte Überwachungsmaschinerie? Brauchen wir eine effektivere Kontrolle der Geheimdienste? Wenn ja, wie könnte diese aussehen? Welche konkreten Schritte können auf nationaler und internationaler Ebene unternommen werden, um Bürger- und Menschenrechte effektiv durchzusetzen und Wirtschaftsspionage zu unterbinden?

Zahlreiche renommierte, internationale Speaker, wie zum Beispiel der kanadische Sicherheitsexperte Ron Deibert, die Wikileaks-Aktivistin Sarah Harrison, die US-amerikanische Journalistin Alexa O'Brien oder Jacob Appelbaum vom TOR Project, begaben sich gemeinsam mit den KonferenzteilnehmerInnen auf die Suche nach Antworte auf diese und viele weitere Fragen.

Einen kurzen Einblick in einige spannende Sessions, sowie einen Überblick über alle Sessions der Subkonferenz "Überwachtes Netz", haben wir hier zusammengestellt:

WikiLeaks, Manning and Snowden: From USA to USB

Die US-amerikanische Journalistin Alexa O'Brien hat als eine der wenigen zugelassenden PressevertreterInnen den Prozess gegen Chelsea Manning verfolgt und ein umfangreiches Archiv dazu aufgestellt. Auf der #rp14 interviewte sie Sarah Harrison, eine der Köpfe hinter Wikileaks und eine der engsten Vertrauten von Julian Assange und Edward Snowden. Knapp eine Stunde sprachen sie über Whistleblower, Wikileaks und Asyl für Snowden: "Governments are to scared – we've seen that in the statements coming out of the german government – to actually stand up for what is the right thing to do", sagte Harrison auf die Frage, warum bisher niemand bereit ist Edward Snowden Asyl zu gewähren.

Hier findet ihr eine ausführliche Beschreibung, sowie das das Video der Session.

Freiheit und Vorhersage: Über die ethischen Grenzen von Big Data

"Big Data hilft uns die Welt besser zu verstehen. Aber Big Data kommt mit einer Reihe außergewöhnlich gefährlicher Herausforderungen auf uns zu."

Der Professor am Oxford Internet Institute Viktor Mayer-Schönberger befasst sich in seinem Talk mit Big Data, möglichen Anwendungen und den Gefahren, mit denen wir dadurch konfrontiert werden. Kritisch sieht der gebürtige Österreicher dabei besonders, dass man Big Data dazu nutzen könnte, um Verhalten vorherzusagen. Um einem "Ende des Vergessens" entgegenzuwirken, schlägt er deshalb vor, "Daten[...], Syteme und Werkzeuge [zu] schaffen, die vergessen können."

Eine ausführliche Sessionbeschreibung und das Video findet ihr hier.

Geheimdienste vs. Demokratie

"Das Kontrollgremium ist personell im Vergleich zu den Geheimdiesten völlig unterbesetzt." Christian Flisek (SPD), MdB

Können wir uns als Demokratie Geheimdienste leisten? Und wenn ja, wie können wir sie effektiv kontrollieren? Das waren die zentralen Fragen, die Markus Löning (ehemaliger Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung, aktuell Leiter des 'Privacy Projects' der Stiftung Neue Verantwortung), Katja Gloger (Journalistin und Vorstandsmitglied im Reporter ohne Grenzen e.V.) und Christian Flisek (MdB, Sprecher der SPD im NSA-Untersuchungsausschuss) diskutierten.

Das Video der Session gibt es hier.

Only a monster has Five Eyes

Eric King, Head of Research, bei Privacy International spricht über die Five-Eyes-Alliance, einer Vereinbarung über die Zusammenarbeit der Geheimdienste von USA, UK, Australien, Kanada und Neuseeland, die auch von den Snowden Enthüllungen betroffen ist und massiv die Kommunikation im Internet ausspioniert.

Zur Sessionbeschreibung 

Vorratsdatenspeicherung für Anfänger und Fortgeschrittene

Anna Biselli und Andre Meister von netzpolitik.org bieten eine Ein- und Weiterführung über das Was, Wie, Wer, Wo und Warum (nicht) der Vorratsdatenspeicherung.

Zur Sessionbeschreibung 

Alle weiteren Sessions der Subkonferenz "Überwachtes Netz" findet ihr hier – sofern sie aufgezeichnet wurden, gibt es dort auch das Video.

Pressespiegel

Zum Abschluss einen Blick in die Presse: Wir haben euch eine kleine Auswahl von Artikeln zur Subkonferenz "Überwachtes Netz" zusammengestellt.

"Dieses Jahr überschattet die NSA-Affäre das bunte Netztreffen. Wie schon beim Netzkunst-Festival Transmediale Anfang Februar stehen auch bei der re:publica digitale Selbstverteidigung, Whistleblower und das Verschlüsseln von E-Mails auf dem Programm. Eine eigene Subkonferenz, ausgerichtet von der Bundeszentrale für politische Bildung, befasst sich mit dem überwachten Netz."
Spiegel Online, 6.5.2014

"Zusammen mit der Bundeszentrale für politische Bildung veranstalten die re:publica-Kuratoren Panels zum Thema "Überwachtes Netz". Digitale Spionage, deren Abwehr und wie dieser ganze Komplex das Surfen und  Arbeiten im Netz verändert, darum geht es in der 'Subkonferenz'." 
BR online, 6.5.2014

"In Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung findet in diesem Jahr parallel die Subkonferenz 'Überwachtes Netz' statt. Wenn Emails, Textnachrichten, Online-Chats und IP-Verbindungsdaten vollständig gespeichert und ausgewertet werden, hat das katastrophale Auswirkungen für die Privatsphäre der Nutzer von Internetdiensten und -kommunikation." 
WDR online, 5.5.2014

"Nie zuvor fühlten sich Netzaktivisten und Tausende von Usern so sehr in ihrer digitalen Freiheit und Privatsphäre bedroht, wie seit den Enthüllungen des Ex-Geheimdienstmitarbeiteres Edward Snowden im Sommer 2013. Ist das Internet noch so, wie es war?"
Das Netz nach Snowden – ein multimediales Special des WDR

Fotos: cc-by-sa re:publica
 

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