Kurzthese:
Beschreibung:
Die Debatte über das Problem der Informationsüberflutung – von Alvin Toffler (Der Zukunftsschock) bis zu Neil Postman (Das Technopol), von Clay Shirkey (Filter Failure) bis zu Howard Rheingold (Net Smart) – basiert auf einer pauschal-vereinfachten Gegenüberstellung: der Einzelne, der dem Datenwirrwarr mehr oder minder ohnmächtig gegenüber steht.
Aber dieses Denkschema greift zu kurz, denn wir leben heute alle parallel in drei Informationswelten, für die wir auf dem Weg zu echter Informationssouveränität unterschiedliche Strategien benötigen. In der ersten Welt der unsichtbaren Auswahlentscheidungen regieren intransparente Filterprinzipien (von Googles Algorithmus bis zu Facebooks Edge Rank), für die wir uns nicht bewusst entschieden haben. Hier brauchen wir technisches Verständnis und Aufklärung über Marktmonopole und Geschäftsmodelle.
In der zweiten Welt der prinzipiell bekannten Auswahlentscheidungen (das ist z. B. die Welt der klassischen Massenmedien) haben wir das Problem der Informationsauswahl hingegen bewusst delegiert und könnten die Auswahlregeln zumindest in Erfahrung bringen. Die in dieser Welt notwendige Strategie: eine Auseinandersetzung mit der Filterkompetenz des jeweiligen Mediums, dem wir vertrauen – oder auch nicht.
Die dritte Welt nenne ich die Welt der individuellen Auswahlzwänge, in der sich Einzelne überfordert fühlen. In dieser Welt wird das Problem der Auswahl zur individuellen Last. Hier gilt es, persönlich-private Strategien gegen den Informationsstress und eine Aufmerksamkeit für die eigene Aufmerksamkeit zu entwickeln (siehe etwa die Wisdom 2.0-Bewegung um Soren Gordhamer und aktuelle Debattenbeiträge zum Thema in Wired).